Es gibt in der Coburger Nordstadt eigentlich keine Probleme oder Konflikte zwischen der angestammten Bevölkerung und den dort lebenden Asylbewerbern und Flüchtlingen. Und trotzdem ist Isabel Zosig, die neue Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Coburg Nordstadt, mit dem Status Quo nicht so recht zufrieden. Die Menschen, die schon seit jeher im Coburger Nordwesten wohnen und die Menschen, die im Zuge von Flucht und Vertreibung dort angekommen sind, lebten halt mehr oder weniger nebeneinander her.
„Ein echtes Miteinander findet nicht statt“, bedauerte Zosig. Eigentlich wisse man auch zuwenig übereinander. Wie man die Interaktion voranbringen könnte, war das Thema einer langen Diskussion bei der Jahreshauptversammlung am Donnerstagabend. Christel Rückert, vor Jahren aus Berlin zugezogen, erinnerte sich daran, wie sie als Neuankömmling in Coburg und Neuses, aktiv von Nachbarinnen aufgesucht worden sei und so den Einstieg in das Zusammenleben der Menschen in Neuses gefunden habe.
In ähnlicher Art und Weise, so der Gedanke der Gesprächsrunde, könnten angestammte Coburger/innen doch auch einen Gesprächsfaden mit den jüngst angekommenen Menschen ausländischer Herkunft knüpfen. Man erinnerte sich im Mitgliederkreise auch an ein SPD-Bürgerfest im Neuseser Friedrich-Rückert-Park, dass man bei einer möglichen Neuauflage doch auch dazu nutzen könnte, das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsteile voranzubringen.
„Wir müssen uns frühzeitig um die Intergration kümmern“, unterstrich auch Bürgermeister Thomas Nowak in seinem Grußwort die Bemühungen der Stadt Coburg. Nowak unterstrich auch das Engagement des Freistaates Bayern, der Stadt Coburg und der Wohnbau der Stadt Coburg um die Schaffung von Wohnraum für einkommensschwache Menschen im Rahmen des Wohnungspaktes Bayern. Neben den 24 Kleinwohnungen, die in der Verantwortung des Freistaates Bayern im Coburger Westen zwischen den Stadtteilen Hut und Wüstenahorn entstehen sollen, sollen außerdem in Coburg in den nächsten zwei Jahren gut 200 Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen entstehen. Bei der Vergabe solle die Nationalität keine Rolle spielen, es gehe ausschließlich um die soziale, materielle Notlage der Wohnungssuchenden.
Nowak freute sich, dass sich die Einwohnerzahl in Coburg einigermaßen auf rund 41.000 Menschen stabilisiert habe. „In der Stadt Coburg geht richtig was voran“, sagte der Dritte Bürgermeister. „Die Entwicklung ist gut.“ Eine andere Entwicklung gefällt dem SPD-Politiker aber ganz und gar nicht, damit meinte er die stetig sinkende Wahlbeteiligung auf allen Ebenen. Er stellte fest, dass sich vor allem Menschen mit geringem Einkommen aus sozial schwachen Milieus aus den Entscheidungsprozessen ausklinken. „Denen fehlt eine Lobby!“ Zumindest in ihrem gefühlten Erleben. „Wir haben ein Motivationsdefizit“, sagte Nowak.
Der scheidende Vorsitzende Ronald Friedrich bedauerte, dass in der Basisorganisation der Sozialdemokraten die inhaltliche, politische Arbeit zu kurz komme. Es gebe in der Coburger Nordstadt derzeit noch 44 SPD-Mitglieder. Der SPD-Ortsverein Coburger Nordstadt umfasst die Coburger Stadtteile Neuses, Beiersdorf, Bertelsdorf und Glend sowie das Demo und einige Randbereiche dazu.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen gab es einen Crossover-Ämtertausch. Die bisherige stellvertretende Vorsitzende Isabel Zosig ist einstimmig zur neuen Vorsitzenden gewählt worden. Ihr Vorgänger Ronald Friedrich ist ins zweite Glied zurückgetreten und hat nach ebenso einstimmigem Votum der Mitglieder das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden übernommen. Ronald Friedrich ist jetzt in Personalunion auch Schriftführer. Um die Kasse des Ortsvereins kümmert sich Gabriele Morper-Marr. Beisitzer/in sind Christel Rückert und Martin Lücke. Die Kasse prüfen künftig Klaus Rückert und Michael Blümlein. (Text und Bild: Martin Koch)