Elektromobilität in Coburg - Interview der Neuen Presse Coburg mit Klimaschutzbeauftragten Stefan Sauerteig

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20. April 2024

Herr Sauerteig, Wie stehen Sie als Klimaschutzbeauftragter der Stadt Coburg zur Entscheidung der Bundesregierung, die Förderung einzustellen?

Mit der Veröffentlichung einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes ist der Mythos widerlegt, E-Fahrzeuge würden dem Klima und der Umwelt genauso schädigen wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren: Im Jahr 2020 zugelassene Elektroautos sind etwa 40 Prozent klimafreundlicher als Kraftfahrzeuge mit Benzinmotor. Bei einem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland könne der Klimavorteil sogar auf rund 55 Prozent steigen. Insofern war die Förderung der E-Mobilität eine wichtige und richtige Maßnahme. Sie hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, den Anteil der E-Fahrzeuge zu steigern und einen Beitrag zur Einsparung von Treibhausgasen zu leisten, ohne das Bedürfnis nach individueller Mobilität anzutasten. Gleichzeitig hat die Kaufprämie aber auch einen finanziellen Anreiz geschaffen, eventuell vorhandene Bedenken zur Alltagstauglichkeit von E-Fahrzeugen vielleicht doch auszuräumen.

Vielleicht aber auch nicht. Denn die Zahlen deuten bundesweit wie auch in Stadt und Landkreis Coburg darauf hin, dass das Interesse deutlich zurück geht...

Meiner Ansicht nach hat der Staat eine Anschiebe-Funktion wahrgenommen. Es zeigt sich aber auch, dass dauerhafte Subventionen nie gut für die Marktmechanismen sind: Nach Bekanntgabe der Einstellung der Kaufprämie haben viele Automobilkonzerne angekündigt, die Kaufprämie selbst zu übernehmen. Dies lässt darauf schließen, dass offensichtlich finanzielle Margen beim Verkauf von E-Fahrzeugen vorhanden sind. Es ist von Vorteil für die Kundinnen und Kunden, dass die Automobilkonzerne diese nun freigeben. Für eine echte Durchsetzung der Elektromobilität müssen die Hersteller meiner Ansicht nach von vornherein mehr Fokus auf die Finanzierbarkeit der Fahrzeuge legen.

Unter 40 000 Euro geht bei Stromern fast nichts. Liegt es an den Preisen?

Man hat den Eindruck: Insbesondere die deutschen Premium-Marken-Hersteller sind mit ihren Fahrzeugen selbst bei Kleinwagen vergleichsweise höherpreisig gegenüber der Konkurrenz aus Südeuropa, China und Korea.

Sehen Sie irgendwelche Möglichkeiten, vor Ort den Umstieg auf E-Mobilität wenn nicht zu fördern, so doch zu forcieren?

Die Stadt Coburg rüstet sich gut für einen Anstieg des Anteils an Elektrofahrzeugen. Stellvertretend für die Stadt baut die Süc die Ladeinfrastruktur schon seit einiger Zeit zielstrebig aus. Inzwischen finden Sie einige Lademöglichkeiten mit 22 kW, aber auch der Anteil an Hyperchargern wird stetig ausgebaut. Das hilft insbesondere Privatpersonen, die nicht die Möglichkeit haben, in der Garage eine eigene Walbox in der Garage zu installieren. Als Klimaschutzbeauftragter mit angestoßen habe ich das Projekt der Coburg-Flitzer, dem E-Carsharing Angebot der Stadt Coburg, das ebenfalls durch die Süc organisiert wird. Ein Angebot, das all jenen hilft, die nur gelegentlich ein eigenes Fahrzeug benötigen und dabei klimafreundlich unterwegs sein möchten. Sicher war auch die bisher sehr einfach zu handhabende kostenfreie Parkgelegenheit für E-Fahrzeuge auf dem Anger-Großparkplatz ein positiver Anreiz, insbesondere, wenn man in der Innenstadt arbeitet oder sich dort berufsbedingt öfters aufhält. Hier wird man beobachten müssen, wie sich die Neugestaltung des Parkplatzes auf die Verfügbarkeit der dann freien Parkplätze auswirkt.

Trotzdem dürfte noch jede Menge Überzeugungsarbeit zu leisten sein oder sehen Sie das anders?

In Coburg existiert ein sehr aktiver Kreis an Elektromobilisten, die mit regelmäßigen Stammtischen an der E-Tankstelle in der Wassergasse oder zuletzt auch vor Ort in einem Coburger Autohaus einen tollen Beitrag leisten, die Vorzüge der Elektromobilität öffentlich zu vertreten. Wer einfach nur einmal eine kleine Testfahrt machen oder sich austauschen und informieren möchte ist hier bestens aufgehoben.

Die Fragen stellte Volker Friedrich, Neue Presse Coburg, 16.04.2024

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