In der vergangenen Stadtratssitzung spricht sich unser jüngstes Stadtratsmitglied im Namen der SPD-Stadtratsfraktion für die Stärkung der direkten Jugendbeteiligung und gegen die Schaffung eines Jugendbeauftragten aus den Reihen des Stadtrates aus:
Die SPD-Stadtratsfraktion setzt gemeinsam mit der Coburger SPD bei der Beteiligung Jugendlicher und junger Erwachsener auf direkte Formen der Partizipation, so wie das auch unsererseits bei der Aufstellung unserer Kommunalwahlliste oder der Besetzung von SPD-Vorstandsämtern in den letzten Jahren geschehen ist – unser Parteivorsitzendender war beispielsweise im Jahr 2014 bei seiner Wahl gerade einmal 26 Jahre alt.
Wir setzen daher auch auf die Einsicht unserer politischen Mitbewerber jungen Erwachsenen noch stärker aktiv die Möglichkeit der Teilhabe einzuräumen. Im Vergleich zu Stadtratszusammensetzungen der vergangenen Jahrzehnte sind wir als Stadtrat hier in dieser Wahlperiode derzeit mit 2 Stadträten unter 30 und 2 knapp über 30 bei der Altersdurchmischung durchaus schon besser aufgestellt als in der Vergangenheit.
Eines Jugendbeauftragten aus der Mitte des Stadtrats bedarf es nicht und das sage ich nicht nur als zweitjüngstes Mitglied des Stadtrats, sondern auch als unter 30-jähriger Bürger Coburgs, der in den zu repräsentierenden Bevölkerungsteil des Antrags fällt.
Und ich sage das trotz des Umstandes, dass man mir im Vorfeld der Abstimmung angekündigt hat, es wortwörtlich „auszuschlachten“, wenn ich als Vorsitzender der Coburger Jusos gegen die Installation eines Jugendbeauftragten stimmen werde. Dass ich mein Abstimmungserhalten vor allem an meinen persönlichen Überzeugungen und weniger an äußeren Zwängen ausrichte dürfte mittlerweile bekannt sein.
Die Argumente die für die Ablehnung des Antrages sprechen, sind vielschichtig. Die Stellungnahme des Amtes spricht diese überwiegend an. Einige der Aspekte wurden auch bereits von meinen Vorrednern thematisiert.
Unseren Erfahrungen nach benötigen junge Erwachsene kein politisches Sprachrohr, wie es im Antrag der CSU-Fraktion formuliert ist.
Die heutige Generation der Jugendlichen und jungen Erwachsenen möchte selbst ihre Stimme erheben und ihre Forderungen selbst formulieren. Das bestätigt auch die jüngste Shell-Studie.
In der Stadt Coburg bestehen hierfür zahlreiche Möglichkeiten unterschiedlichster gesellschaftspolitischer Ausrichtung, sei es im wiederbelebten RundenTischJugendCoburg mit eigenem Antragsrecht zum Stadtrat, dem Stadtjugendring und dessen unterschiedlichsten Mitgliedsverbänden, den kirchlichen Jugendorganisationen, dem eher „alternativen“ JUZ Domino oder aber den klassischen politischen Jugendorganisationen vor Ort, namentlich der „Junge Union“ und den „Jusos in der SPD“ oder aber auch bei den hier im Stadtrat vertretenen Jungen Coburgern, die sich trotz der bestehenden CSU-Mitgliedschaften beim „Spitzenpersonal“ vor der Kommunalwahl jedenfalls nicht in die CSU und deren Strukturen einordnen wollten, sondern sich unter dem Slogan „Jungwild statt Platzhirsche“ als unabhängige Stimme der Jugend propagierten.
Dass nun gerade einer der beiden JC-Stadträte durch diesen Antrag zu einem institutionalisierten Ansprechpartner für die Jugend bestellt werden möchte, verwundert daher doch sehr.
Braucht es also einen extra Titel, um sich für Jugendliche und junge Erwachsene als Ansprechpartner anzubieten und Probleme und Wünsche der Jugend aufzugreifen?
Das Wahlprogramm der Jungen Coburger und die vermeintliche Intention, die zur Gründung dieser wahrlich unabhängigen Wählergruppierung geführt haben sprechen hier aus meiner Sicht eigentlich eine andere Sprache und unsere eigenen Erfahrungen auch.
Welch größer Legitimation als die des Wählers, dazu gehören auch weite Teile der Zielgruppe des Antrages, könnte es eigentlich geben?
Provokativ könnte man daher auch fragen, ob der Wunsch nach einem Jugendbeauftragten aus den eigenen Reihen vielmehr Ausdruck überzogener Sparvorstellungen der CSU-Fraktion bei wichtigen und gut angenommenen Jugendeinrichtungen innerhalb der Stadt Coburg ist? Ein jüngst veröffentlichtes Interview mit dem Fraktionsvorsitzenden der CSU-Fraktion lässt hier nichts Gutes erahnen.
Von daher bitte ich alle Fraktionen im Coburger Stadtrat eindringlich sich weniger um die Schaffung eines Ehrenamtes für einen Einzelnen zu bemühen, sondern vielmehr um den leistungsfähigen Erhalt wichtiger Einrichtungen der Jugendarbeit. Damit wäre der Coburger Jugend auch in Zukunft wirklich geholfen!
Dominik Sauerteig Mitglied der SPD-Stadtratsfraktion Vorsitzender der Jusos im Stadtverband Coburg