Bereits seit den Osterferien werden 45 Grundschülerinnen und Grundschüler aufgrund eines Lehrerengpasses, der „vorübergehend nicht kompensiert werden konnte“, an der Pestalozzi-Grundschule einquartiert.
Dank der verständnisvollen Reaktion der Eltern, die sich mit der entstandenen Mehrbelastung arrangiert haben, sowie dank einer umsichtigen und unbürokratischen Hilfe durch Schulamt und die Stadt Coburg als Sachaufwandsträger ist es erfreulich, dass einem Unterrichtsausfall vorgebeugt werden konnte.
Dem Verständnis und der Hilfsbereitschaft aller lokalen Akteure sei an dieser Stelle zu allererst gedankt!
Gleichwohl gilt es die Planungen des Freistaats zur Unterrichtsversorgung zu hinterfragen. Seit geraumer Zeit müssen wir im Bezirk Oberfranken erfahren, dass Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter nach dem Lehramtsstudium und dem nachfolgenden Referendariat den Berufseinstieg in Oberbayern oder Niederbayern - fernab von Heim, Familie und Freundeskreis - ableisten müssen.
Die Folgen für unsere oberfränkischen Regionen, die vermehrt von Bevölkerungsrückgängen gezeichnet sind, liegen auf der Hand. Oberfranken verliert seine selbst ausgebildeten Lehr-kräfte, junge Familien sind zum Nachzug gezwungen, eine Rückkehr in die Heimat ist oft eine Frage der Ausdauer, derweil ruhen die gesellschaftlichen und kulturellen Beiträge, die junge Lehrerinnen und Lehrer zur Bewältigung des Demographischen Wandels in ihrer Heimat leisten könnten.
Die Gründe für einen Lehrerengpass an einer Schule sind sehr vielfältig: sie reichen von Fortbildungen über Krankheit bis hin zum Recht der Lehrerinnen und Lehrer auf Gründung einer Familie.
Es ist die Aufgabe des Freistaates Bayern, mögliche Engpässe in der Lehrerversorgung ein-zukalkulieren und Unterrichtsausfälle zu verhindern. Es kann nicht sein, dass mobile Reser-ven mit zum Teil befristeten Arbeitsverträgen die nicht ausreichende Versorgung mit Lehr-kräften kompensieren müssen oder die Sachaufwandsträger das korrigieren, was das zu-ständige Ministerium versäumt.
Als SPD sind wir der festen Überzeugung, dass sich die Anforderungen an Schule im Wandel befinden. Die Stadt Coburg mit den Sozialdemokraten Oberbürgermeister Norbert Tessmer und Bürgermeister Thomas Nowak an wichtigen Schaltstellen rüstet sich seit geraumer Zeit für die anstehenden Aufgaben, wie z.B. durch die Planung eines Bildungshauses. Die Stadt Coburg und die Menschen in unserer Stadt erledigen damit ihre Hausaufgaben.
Die Staatsregierung befindet sich währenddessen seit knapp einem Jahrzehnt in einer Phase der bildungspolitischen Stagnation. Die Diskussion um das G8 und die Rückkehr zum G9 scheinen alle laufenden Entwicklungen überfrachtet zu haben.
Nun, da die Situation an den Gymnasien gelöst scheint, fordern wir die Staatsregierung dazu auf, sich endlich der Situation der Lehrerversorgung in unseren oberfränkischen Regionen anzunehmen, dafür zu sorgen, dass unsere qualifizierten Lehrkräfte vor Ort erhalten bleiben.
Denn: wir sind der festen Überzeugung, dass die Zukunft der Bildung nicht im lehrerzentrier-ten Unterricht mit einer einzelnen Lehrkraft liegt: der Einbezug psychologischer und pädago-gischer Fachkräfte ist schon im Gange und auch Modelle zum Teamteaching von mehr als einem Lehrer oder einer Lehrerin sind vielerorts bewährte Praxis.
Wir fordern die Staatsregierung daher auf, neue Planstellen für unsere heimischen Lehr-amtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter als eine Art „echte pädagogische Reserve“ zu schaffen. Damit wären Möglichkeiten geschafft, Schule und Unterricht zu flexibilisieren und zu modernisieren. Gleichzeitig wären Situationen wie vor Ort in Creidlitz vorausschauend vorgebeugt.
Erfreut nehmen wir zur Kenntnis, dass es sich bei der Maßnahme nur um eine Phase der Überbrückung handelt. Als SPD im Stadtverband Coburg sind wir der festen Überzeugung, dass kleine Stadtteilschulen von enormer Bedeutung für das gesellschaftliche Gefüge unserer Stadt und seiner Ortsteile sind.
Schulen erhalten das „Leben“ in den Stadteilen aufrecht, machen die Stadtteile attraktiv für junge Familien und Betriebe, sie sorgen auch für ein aktives Vereinsleben. Dort wo Schulen sind, da ist der Ort lebendig!
Analog zur Forderung des Erhalts kleiner Schulen auf dem „flachen“ Land fordern wir den Freistaat und die CSU-Staatsregierung daher auf, dafür zu sorgen, dass kleine Stadtteilschu-len wie die Grundschule Creidlitz weiterhin von der Streichliste verschont bleiben und deren Sanierung und Weiterentwicklung in pädagogischer Hinsicht auch unter finanziellen Ge-sichtspunkten deutlich großzügiger unterstützt wird.
Denn letztlich muss sich eine Kommune als Sachaufwandsträger auch den Unterhalt eines jeden Schulgebäudes für eine kleine Stadtteilschule leisten können! Als Bürger der Stadt Coburg wissen wir wovon wir hier reden, waren wir hier vor Ort doch bei der Finanzierung von Schulgebäudesanierungen allzu oft alleine auf uns gestellt.
Stefan Sauerteig Vorsitzender