Die Integration der vielen Flüchtlingen bei uns vor Ort in Coburg ist ein Kraftakt für die gesamte Stadtgesellschaft.
Glücklicherweise gelingt die „Erstversorgung“ in Coburg aufgrund der zahlreichen ehrenamtlichen Initiativen und der in Coburg auch unabhängig von der notwendigen Flüchtlingshilfe bestehenden sozialen (ehrenamtlichen) Strukturen, sei es bei sozialen Kaufhäuern, Wohlfahrtverbänden oder Kirchen und Glaubensgemeinschaften oder sonstigen Vereinen, und der hinter diesen Strukturen stehenden Menschen, überwiegend hervorragend.
"Coburg zeigt in dieser schwierigen Zeit sein solidarisches Gesicht!" Dominik Sauerteig, Vorsitzender der Jusos im Stadtverband Coburg
Auch die Verwaltungsstrukturen der Stadt Coburg erfahren notwendigerweise eine Anpassung an den derzeitigen „Ausnahmezustand“.
Diese beiden Strukturen gilt es in Zukunft noch weiter zu vernetzen, um Nachhaltigkeit bei der Flüchtlingshilfe sicherzustellen. Denn nichts ist aufreibender als der Einzelkampf für die gute Sache. Gemeinsam kann viel mehr erreicht werden. Hier bietet sich insbesondere für Einzelinitiativen die Kontaktaufnahme mit dem in Coburg seit vielen Monaten bestehenden „Asylkreis“ an.
Wie erfolgreich eine solche Vernetzung gelingen kann, zeigen die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit in der Landeshauptstadt München, wo Politik und Stadtgesellschaft mit enormem (ehrenamtlichen) Einsatz schier unmögliches leisten.
Leistungsfähigkeit eine Stadtgesellschaft begrenzt - Bund und Land in der Pflicht! Bei der sprachlichen und beruflichen Qualifizierung von (jugendlichen) Flüchtlingen stößt eine Stadtgesellschaft jedoch naturgemäß an seine Grenzen. Hier sind insbesondere der Freistaat Bayern und der Bund in der Pflicht ausreichend qualifiziertes Personal einzustellen und finanzielle Mittel freizugeben.
Vollkommen zu Recht weisen Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften unisono darauf hin, dass in der „Not der Flüchtlinge“ auch eine Chance für unsere demographisch „gebeutelte“ Gesellschaft besteht. Hier gilt es vor allem schnellst möglich Strukturen zu schaffen, die es den Flüchtlingen ermöglichen, sich ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache anzueignen.
Dies gilt aber selbstredend unabhängig von den unternehmerischen Interessen an der Nutzung der vorhandenen Kompetenzen der Flüchtlinge. Vielmehr muss der einzelne Mensch, der vermutlich auf seiner langen Reise nach Coburg unbeschreibliches erlebt hat, im Mittelpunkt stehen.
"Nur durch die sprachliche Qualifizierung der (jugendlichen) Flüchtlinge kann die Integration in eine Stadtgesellschaft nachhaltig gelingen." Can Aydin, Stv. Vorsitzender der Jusos im Stadtverband Coburg
Vor diesem Hintergrund sehen wir als Jusos es als unverzichtbare Aufgabe seitens des Freistaats Bayern und des Bundes an, erhebliche finanzielle und personelle Mittel für die Vermittlung von ausreichenden Sprachkenntnissen, die frühkindliche Erziehung und die schulische und berufliche Ausbildung/Qualifizierung von Flüchtlingen in die Hand zu nehmen.
Hier könnten beispielsweise die freigewordenen Mittel des verfassungswidrigen Betreuungsgeldes sinnvoll für die Erweiterung der frühflüchtlingskindlichen Betreuung und Bildung eingesetzt werden.
Auch dürfte es für den Freistaat Bayern vor dem Hintergrund der zum Teil geringen Einstellungsquoten hochqualifizierter bayerischer Junglehrerinnen in den Schuldienst kein Problem sein qualifizierte Lehrerinnen bei ordentlicher Bezahlung einzustellen, denn gewiss nicht jede-/r in Bayern ausgebildete Junglehrer/-in hat sich an bayerischen Universitäten ausbilden lassen, um dann im Land Berlin oder sonst wo in der Bundesrepublik in den Schuldienst einzutreten oder auf unsicherer Honorarbasis Kurse in der Erwachsenenbildung zu leiten.
Zwar scheint zumindest die Lehrer*innenversorgung im Bereich des Schulamtes Coburg im Bereich der Volks- und Mittelschulen nach jüngsten Aussagen des Schulamtsdirektors gut gewährleistet, allerdings zeigen doch die Erfahrungen der Vergangenheit, dass gerade im Bereich der Volks- und Mittelschulen im Laufe des Schuljahres Mobile Reserven befristet eingestellt werden müssen.
Nicht vernachlässigt werden darf aber auch die sprachliche Qualifizierung von Erwachsenen. Die jüngst vorgenommen Änderung der Standards für die Zulassung als Lehrkraft in Integrationskursen durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge begrüßen wir daher ausdrücklich als ersten Schritt in die richtige Richtung, nachdem nun sichergestellt ist, dass auch praxiserfahrene „Quereinsteiger“ zeitnah als Lehrkraft in Integrationskursen zugelassen werden.
Legale Einflussnahme durch Landes- und Bundespolitiker ausdrücklich erwünscht! Wir als Jusos setzen bei der Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen auch auf den legalen Einfluss lokaler Landes- und Bundespolitiker jedweder politischer Couleur - mit Ausnahme von Links- und Rechtsextremisten - auf die maßgeblichen Entscheidungsträger in den Landes- und Bundesministerien.
Direkte Kontaktaufnahme mit Ministerien und Minister*innen, und die Nutzung der bestehenden legalen Einflussmöglichkeiten, wird doch sicher den Abgeordneten der Region im Sinne dieser wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe möglich sein? Dominik Sauerteig, Vorsitzender der Jusos im Stadtverband Coburg
Dies gilt im Übrigen auch für die weiteren großen Herausforderungen und dringenden Investitionen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Denn auch der Wohnungsmarkt steht durch die steigende Anzahl an Flüchtlingen noch mehr unter Druck.
Dominik Sauerteig
Vorsitzender Jusos Stadtverband Coburg