Maibock mit Natascha Kohnen und Mario Bamberger

30. April 2017

COBURG – Sicher ist sicher haben sich die Coburger Sozis bei ihrem Maibockanstich am vergangenen Freitag im „Gasthof Münchner Hofbräu“ gedacht. Nachdem der vermeintlich erfahrene Bierfassanstecher Christian Ude, Altoberbürgermeister von München an gleicher Stelle vor einem halben Jahr beim Oktoberfest-Bieranstich fast kläglich gescheitert war, blieb die Zuständigkeit für den Maibock ganz und gar in fränkischer Hand.

Und Bürgermeister Thomas Nowak brauchte drei souveräne Hammerschläge bis das edle Getränk aus dem Volkseigenen Betrieb Staatliches Hofbräuhaus München in die extra für den Maibockanstich 2017 designten Tonseidla fließen konnte. Da ließ der Ehrengast Natascha Kohnen, immer noch Generalsekretärin der bayerischen SPD doch lieber die Finger davon. Ein gescheiterter Fassbieranstich in der Zeitung? Das kommt vielleicht doch nicht so gut in der Öffentlichkeit an. Vor allem im Wahlkampf. Kohnen ist am 20. Mai eine von sechs Anwärtern auf den bayerischen Landesvorsitz der Sozialdemokraten. Bürgermeister Nowak konnte mit drei Hammerschlägen gut mithalten. Drei Hammerschläge hatte auch Finanzminister Markus Söder zwei Tage zuvor beim ganz großen Maibockanstich im Haupthaus der bayerischen Staatsbrauerei gebraucht. Und Söder kommt ja auch aus Franken.

Zumindest hat die Oberbayerin Kohnen die Maibockpremiere in Coburg nicht für Werbung in eigener Sache genutzt. Sie betätigte sich als Mutmacherin für ihre Coburger Parteifreunde. Sie beschwor die Sehnsucht nach Solidarität, sozialer Gerechtigkeit, nach mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft. Und diese Sehnsucht manifestiert sich für die Noch-Generalin der Bayern SPD in der Person des Kanzlerkandidaten Martin Schulz.

„Die Gesellschaft entwickelt sich auch in unserem Land auseinander“, macht sie sich Sorgen. Es gibt wohl für die Politik nach den Wahlen einiges zu tun. Sie beobachtet in München ältere Menschen, die nach Pfandflaschen suchen. Sie fordert eine Bürgerversicherung, um eine Gleichbehandlung von bisherigen Privatpatienten und Mitgliedern der gesetzlichen Krankenversicherung zu erreichen. Auf ihrem Wunschzettel steht auch eine ausreichende Mindestrente, die sie aus Steuermitteln finanzieren will. Kohnen: „Wir müssen den Vermögenden klar machen, dass sie ihren Beitrag zum Sozialstaat leisten müssen!“ Sie warnte aber auch vor einem Scheitern Europas. Die innere Sicherheit ist auch für sie ein wichtiges Thema. Dazu brauche es keine neuen oder gar schärferen Gesetze. „Innere Sicherheit lässt sich organisieren!“ Sie wies in Coburg darauf hin, dass sich bei Bayerns Polizisten derzeit gut zwei Millionen Überstunden aufgestaut hätten. „Die arbeiten und arbeiten und arbeiten“, sagte Kohnen. Anders ausgedrückt, die innere Sicherheit sei also zunächst ein Personalproblem.

Zu den volksnahen Veranstaltungen der Coburger Sozialdemokraten gehört auch Mario Bamberger, der Jodler vom Wolfgangsee mit seinen Gaudi-Buam. Die brachten so richtig die bayerische Volksfeststimmung in die Coburger Dependance des VEB Staatliches Hofbräuhaus. Und da wurde dann klar, die Coburger sind schon überzeugte Bayern, auch die Sozialdemokraten. Sie können Bierfässer anstechen, und anders als Oberbayern oder Niederbayern haben sich die Coburger mit überzeugenden 88 Prozent in einer Volksabstimmung im Jahr 1919 ganz und gar freiwillig für die Zugehörigkeit zum Freistaat entschieden. Ob es in einem thüringischen Coburg überhaupt einen Maibockanstich gäbe? Diese Frage wird wohl ewig unbeantwortet bleiben.

mako

Verfasser: Martin Koch

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